Strauss: Krämerspiegel – 12 Spottlieder auf Musikverleger op.66

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Es war einmal ein Bock (Bote & Bock) Einst kam der Bock als Bote (Bote & Bock) Es liebte... mehr
Strauss: Krämerspiegel – 12 Spottlieder auf Musikverleger op.66
  • Es war einmal ein Bock (Bote & Bock)
  • Einst kam der Bock als Bote (Bote & Bock)
  • Es liebte eins ein Hase (Breitkopf & Härtel)
  • Drei Masken sah’ ich am Himmel (Dreimasken-Verlag)
  • Hast Du ein Tongedicht vollbracht (Gebr. Reinecke)
  • O lieber Künstler, sei ermahnt (Kahnt, Lienau)
  • Unser Feind ist, großer Gott (Schott)
  • Von Händlern wird die Kunst bedroht
  • Es war mal eine Wanze
  • Die Künstler sind die Schöpfer
  • Die Händler und die Macher
  • O Schröpferschwarm, o Händlerkreis


Mit dem „Krämerspiegel“ op. 66 hat Richard Strauss ein in der Musikgeschichte wohl einmaliges Opus hingelegt: Vollkommen frontal geht er namentlich wichtige Musikverleger seiner Zeit an. Er verspottet sie, macht sie zu Krämerseelen und Blutsaugern der Komponisten.

Dafür hatte er einen Grund. 1918, als er die Lieder komponierte, war er als Komponist längst ein gemachter Mann. Allein die 1905 herausgebrachte „Salome“ hätte gereicht, um ihm dauerhaft einen üppigen Lebensstil zu finanzieren. Doch zeitlebens kämpfte Strauss nicht nur für die Kunst, sondern auch für die Künstler. Er gehörte zu den treibenden Kräften beim Aufbau von Verwertungsketten und der Formulierung zeitgemäßer Urheberrechte. So hatte Strauss zusammen mit anderen Komponisten die „Genossenschaft Deutscher Tonsetzer“ gegründet, die den Komponisten den Zufluss der Tantiemen sichern sollte.

Mit den Verlegern war bei diesem Thema offenbar nur schwer zusammenzuarbeiten. Sie waren damals dabei, mit einem Vorgänger der Gema eine weitere Gesellschaft zu gründen, die, so fanden Strauss und andere Tonschöpfer, die Interessen der Verlage aber über die der Urheber stellte. Das war offenbar der Anlass zur Komposition des „Krämerspiegel“. Die Texte gab Strauss bei dem legendären Theaterkritiker Alfred Kerr (1867–1948) in Auftrag – er war für seine giftigen Elaborate zum Berliner Kulturbetrieb bekannt.

Pikanterweise landete der Spott-Zyklus ausgerechnet beim Adressaten des ersten Liedes, beim Verlag Bote & Bock. Strauss war an diesen vertraglich gebunden und hatte sich verpflichtet, hier weitere Werke abzuliefern. Da Verleger Hugo Bock mittlerweile zu den Gründern der Verleger-Gema gehörte, war er für Strauss quasi zum Feind geworden. Ihm noch weitere ernsthafte Werke zu überlassen, schien ihm undenkbar. So war die Übergabe der zynischen Spottlieder der Ausweg für Helden.

Bote & Bock verlegte die Titel selbstverständlich nicht, auch kein anderer der damals wichtigsten Großverlage. Statt dessen erschien op. 66 beim Berliner Kunstverleger Paul Cassirer in einer limitierten Kleinauflage von 120 Exemplaren. Diese sind sicher auch zu den gemeinten Verlegern gelangt. Mindestens von einem ist eine Reaktion überliefert. „Ein betrübliches Beispiel für diese Dissonanz (zwischen Verlegern und Urhebern) bildet der ,Krämerspiegel‘, dessen Texte eine einzige groteske Beschimpfung der... Musikverleger darstellen. Dabei sind sie dürftig und billig. ... Die Vergiftung der öffentlichen Meinung gegenüber dem Verleger hat in den letzten Jahrzehnten üble Früchte gezeitigt und ist Schuld daran, dass die Interessenverbände der Komponisten und Verleger sich zum beiderseitigen Schaden noch immer verständnislos und feindlich gegenüberstehen.“ Das sagte 1923 Hellmuth von Hase, Chef des Großverlages Breitkopf & Härtel – und Titelheld des Liedes op. 66/3.

Die weiteren Adressaten waren:

1. "Es war einmal ein Bock“ und 2. „Einst kam der Bock als Bote“: Hugo Bock und sein Berliner Verlag Bote & Bock, einer der damals mächtigsten Musikverlage. Hier stechen die Dornen eines Strausses den Boten.

3. „Es liebte eins ein Hase“: Hellmuth von Hase, Inhaber von Breitkopf & Härtel, Leipzig. „Oft saugt er Komponistenblut / Und platzt hernach vor Edelmut“, heißt es hier.

4. „Drei Masken sah’ ich am Himmel“: Ludwig Friedmann, Gründer des Berliner Theaterverlages Dreimasken.

5. „Hast Du ein Tongedicht vollbracht“: Hier wird vor dem Fuchs gewarnt – nämlich Reinecke Fuchs, also dem Verlag Gebr. Reinecke in Leipzig. Er wurde von zwei Verwandten Carl Reineckes gegründet. „Denn solche Brüder Reinecke, Die fressen dir das Deinige!“ warnt Kerr.

6. „O lieber Künstler, sei ermahnt“ wendet sich gegen zwei Verlage: Kahnt in Leipzig und Robert Lienau, Berlin: „Wer in gewissen Kähnen kahnt, Dem steigt das Wasser bis zum Hals“ und „Dein Säckel wird erobert / Vom langen Robert!“

7. „Unser Feind ist, großer Gott“ prangert den Mainzer Verlag Schott an. „Manchen hat er unentwegt / Auf das Streckbett hingelegt“, lässt Strauss hier singen. Gemeint ist Schott-Chef Ludwig Strecker.

Damit hat Strauss die ihm wichtigen Verleger abgehandelt. Interessant ist übrigens, welche Verlage er nicht angreift: So bleibt der Branchenriese C. F. Peters in Leipzig verschont, aber auch die Wiener Universal Edition, die als Nachfolgerin des Münchner Verlages Aibl sehr viel Strauss im Katalog hatte, wird nicht erwähnt.

Die übrigen Lieder behandeln – und beschimpfen – das Verlegertum an sich. Und die Texte lassen es vollkommen an politischer Korrektheit vermissen: Von zu zerdrückenden Verlegerwanzen wird gesprochen, von „Geldsackträgern“ und „Bazillenträgern“. Ganz am Schluss outet sich Strauss dann musikalisch selbst, den Komponisten der schon damals berühmten Eulenspiegel-Tondichtung, als Urheber des Schimpf-Zyklus: „O Schröpferschwarm, o Händlerkreis / Wer schiebt dir einen Riegel? / Das tat mit alter Schelmenweis‘ / Till Eulenspiegel“ (Boris Hellmers-Spethmann)

Autor / Komponist: Richard Strauss (1864-1949)
Land: Deutschland
Epoche: Romantik
Besetzung: Klavier, Singstimme
Textsprache: Deutsch
Genre: Kunstlieder
Notenart: Spielnoten
Quelle: Gestatteter Nachdruck
Erstausgabe: 1921, Paul Cassirer, Berlin
Seiten: 44
Spieldauer: 00:32:00
Format: Französisches Großformat (243,5 x 330 mm)
Zustand: Keine Einschränkungen
Online-Ressourcen: Blätterausgabe zum Stöbern, Youtube-Video
§§ NICHT lieferbar nach: Spanien, Fankreich, Mexiko
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